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Peter Zeitlhofer

Große Jungs, großes Spielzeug

Peters Weg ins Cockpit


Schau, es ist doch so. Egal wie alt wir sind, irgendwie sind wir Männer innerlich ein Leben lang junge, verspielte Jungs. Was sich allerdings ändert, ist die Größe der Spielsachen.


Die Liebe zum Fliegen hat mich ein Leben lang begleitet. Ich glaube, dass bereits mein Opa dieser Faszination erlegen war – bei meinem Vater weiß ich es. Bei uns gab es keinen einzigen Besuch in Salzburg, ohne zumindest kurz auf der Besucherterrasse des Flughafens vorbeizuschauen. Flugzeuge, Piloten, Fliegen und fremde Länder kennenlernen – eine Welt, die mich immer wahnsinnig anzog, die aber auch etwas Unerreichbares für mich hatte.


"Treffen wir uns auf LOLO"

Der Bub wurde 40. Mitten im Coronawahnsinn. Schon lange eine eigene Firma, die Welt bereist, verheiratet und glücklich. Es fehlte ja nichts. Trotzdem richtete sich mein Blick immer wieder hinauf in den Himmel. Meine Wege hatten mich mittlerweile über Umwege nach Linz verschlagen. Ich war gerade dabei, die Stadt für mich zu entdecken, als ein Lockdown nach dem anderen einen Strich durch gefühlt jede Rechnung machte. Nur zu Hause sitzen und die Zeit totschlagen, dafür war mir diese dann doch zu schade. Mitte April 2021 hörte ich zum ersten Mal von LOLO. Und schrieb eine kurze, unverfängliche Mail. Dann klingelte das Telefon. Keine zwei Minuten später. Ein Anruf des Schicksals, namens Werner.


Noch am selben Tag gab’s ein erstes Treffen am Flugplatz Linz-Ost. Werner - Fluglehrer, Vereins-Vorstand, Flugwahnsinniger und treuer Verfechter der Lebensweise, Crocs alle vier Jahreszeiten zu tragen, zeigte mir die Flugzeuge, die Piste, die Vereinsräumlichkeiten und beantwortete alle meine Fragen. Gleich am nächsten Tag wollten wir gemeinsam eine Runde im Falken drehen. Zurück im Auto gab’s dann gleich einmal einen Anruf bei meiner Frau. „Du, ich glaube ich mache den Pilotenschein.“ Und dann kamen die Worte, die alle Zweifel mit einem Mal aus dem Weg räumten. „Zeit wird’s!“ Wie recht sie hatte.


"Ich nicht, du schon!"

Der erste Teil der Ausbildung besteht hauptsächlich aus Fliegen. Zuerst fühlt man mit, wenn der Fluglehrer die Ruder bedient, dann startet man das erste Mal selbst und irgendwann wird einem dann lachend gesagt, dass ab sofort die eigenen Landungen „nicht mehr lebensgefährlich sein.“ Dazu kommt dann noch der Theoriekurs und die Vorbereitung auf das Funkerzeugnis, in meinem Fall das EFZ. Ach ja: jeder Flugschuler muss auch zum Arzt und sich mit dem Medical die Flugtauglichkeit bestätigen lassen.


In der Ausbildung gibt es einige Momente, an die man sich ein Leben lang erinnert. Die erste Landung ohne Hilfe, der erste Stall... Einer dieser Momente kam bei mir nach rund 11 Stunden in der Luft. Nach der dritten Platzrunde an diesem Tag rollte ich gemütlich zurück zum Rollhalt. „Gleich noch eine?“ Ich wollte unbedingt wieder in die Luft. Dann kamen die Worte, die mir noch heute Gänsehaut machen: „Du schon, ich steige aus!“ Fuck! FUCK! Echt jetzt?


Der erste Soloflug ist wirklich ein Wahnsinn. Du stehst am Rollhalt und weißt nicht, ob du das jetzt wirklich machen sollst. Als wäre es gestern gewesen. „Scheiß drauf, da muss ich jetzt durch“. Ich glaub, ich hab das wirklich laut vor mich hingesagt. Gas rein, rechtes Seitenruder und gib ihm. Nach dem Abheben rüber über die Donau hinauf auf die Sicherheitshöhe, Gas reduzieren, Treibstoffpumpe aus. Und dann? Dann hab ich erst einmal laut geschrien. Vor lauter Glück, vor Überwältigung, davor, dass die Anspannung raus war? Alles zusammen. Alleine im Cockpit, unter mir die sommerliche Stadt Linz, nur mir war dieser Blick vergönnt. Wie singt schon Reinhard Mai von der Grenzenlosen Freiheit? Kennt ja eh jeder. Endlich war ich da, wo ich ein Leben lang hinwollte.


Den Schein in der Tasche

Die Theorieprüfung war absolut ok und alle Flugschüler unseres Vereins sind durchgekommen. Wir haben aber auch wirklich gelernt und hatten gute Unterstützung unserer Fluglehrer. Ich würde sagen, dass das Funkerzeugnis die größte Hürde am Weg zum Pilotenschein ist. Dafür muss man wirklich lernen und das Funken in Deutsch und Englisch stundenlang üben. „D-KBUH, Information Alpha received, Kilo, 4.500 ft. For landing“. Als wir das EFZ dann auch in Tasche, bzw. im Pilotenkoffer hatten, sind wir erst einmal feiern gegangen.


Danach ging alles ziemlich schnell. Mit dem Funkerzeugnis durften wir raus auf die Strecke, mussten noch ein paar Überlandflüge mit Landungen auf anderen Flugplatzen absolvieren. Und schon waren wir für die praktische Prüfung zugelassen. Bei mir ging’s dafür an einem windigen (starke Untertreibung) Dezembertag in die Luft. Aber dann weiß man wenigstens, dass man es kann. Und der Rest ist Geschichte. Wenig später bekam ich Post vom Aero Club. Ein Erlagschein, ein Infofolder und... mein Pilotenschein. Noch heute zieht es mir einen Grinser auf, wenn ich an diesen Moment denke.

Und jetzt? Na jetzt fliegt der kleine Junge mit seinem ziemlich großen Spielzeug durch die Gegend. Und weiß, dass Träume nicht unerreichbar sind, sondern dazu da sind, sie sich zu erfüllen.


DANKE

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen unseren Fluglehrern und Kursleitern, allen voran Werner, August und Alex und Herbert, für alles bedanken, was sie im Laufe meiner Ausbildung für mich gemacht haben. Ohne euch wäre das nicht möglich gewesen.

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